A23H - Anything Goes – Jazz ist eigentlich ein querstehendes Gefühl
Andere denken bei der Zahl 23 an Burroughs‘ 23 Skidoo, die Illuminatus-Reihe von Wilson & Shea oder den Hacker Karl Koch. Wir denken dabei an den Saxophonisten,(Bass)-Klarinettisten, Allroundkünstler, Projektemacher und Mindfucker
ALFRED 23 HARTH
und noch im selben Atemzug an das Duo Goebbels/Harth (1975-88) und Cassiber (w/ Christoph Anders, Chris Cutler, Heiner Goebbels, 1982-85), vielleicht auch noch Gestalt et Jive (w/ Steve Beresford, Peter Hollinger, Ferdinand Richard u. a., 1984-88), Lindsay Cooper‘s Oh Moscow (1987-93) und Vladimir Estragon (w/ FM Einheit, Ulrike Haage, Phil Minton, 1988-89). Und haben dabei einen Typen in Erinnerung in blauer Designerbrille, der insgeheim als empfindlich und ‚schwierig‘ galt, definitiv one of the "complicated" types*, alles andere als unbewandert in den ‚Principia Discordia‘.
Dass A23H über einen einzigartigen Ton auf Tenorsax und Bassklarinette verfügt,verstellt durch den Instrumentalisten leicht den ganzen Harth, den kreativen Tausendsassa mit einer angeborenen Vorliebe für Ausgefallene & Ausgefallenes°,den elektroakustischen und audiovisuellen Jongleur mit Max Bense, Zen und Fluxus, den polystilistischen, mit Duchamp-Pisse getauften, Schwitters-verzwitterten Kunstmacher und Foto-Grafen, den Gedichtmetz und Blogspötter, der sich (mit kritischem Abstand) zum alten Europa bekennt, zu Charly Parker und C.G. Jung als persönlichen Mindblowern, zu einem Faible für Fabeln, Fiktionen und Korrespondenzen, mit dem man über Winnetou ebenso parlieren könnte wie über Gurdjieff, der in Bekanntem von Doris Lessing (Bemerkungen über den Planeten Shikasta, 1987) oder Brodskij ebenso belesen ist wie in weniger Bekanntem von Paul Scheerbart oder seinem doppelgesichtigen Namensvetter Camillo Harth / Peter Duhr. Aber wie eloquent A23H auch mit Klängen, Bildern, Worten spielt, sie bilden, kombiniert und rekombiniert, letztlich nur den einen ‚Text‘, der das weiße Blatt des eigenen Selbst mit wachsender Selbsterkenntnis beseelt. Das Schöne daran ist, dass A23H diesen ‚Text‘ als Offenen Brief verfasst.
BA hatte A23H so um 1989/90 rum aus den Augen verloren und als dann die enge Verbindung zu ‚Recommended‘ insgesamt abriss, entging mir (damals) sogar so Einschlägiges wie die feministischen Domestic Stories (ReR, 1992), Lutz Glandiens drachenschuppig schillernde Vertonungen von Chris Cutler‘scher Babel / Bibel-Mythopoesie. Dagmar Krauses Gesang, Cutlers schepperndes Drumming,Fred Frith an Bass & Gitarre und eben Gebläse von A23H bilden die Quersumme aus Art Bears, News From Babel und Cassiber. Cutler raunt von 7 Teufeln, 7 Schleiern, 7 Toren, von Lilith, Salome und Magdalena, zeigt, dass die Schlange im Paradies und die, die um Äskulaps Stab sich schlingt, Schwestern sind, gibt Freiheit den Vorzug vor Eden. Schon dadurch ein unverzichtbarer Lichtblick im Primatenfeld, macht Harths Ton, seine eindringlichen Statements bei ‚Unquiet Days in Eden‘, ‚Pharmikon‘ oder ‚Red, Black, Gold‘, diesen Songzyklus zu einer Herzensangelegenheit, zu purer Bad Alchemy. Dieses quintessentielle Konzeptalbum ist eine Perle in der RIO-Krone und in Harths Diskographie.
Der Zeitgeist jener Jahre ließ BA die Fühler Richtung Soviet-Avantgarde und CSSR-Underground ausstrecken, während A23H mit dem TRIO TRABANT A ROMA 1991 in Esslingen State of Volgograd (FMP, 1994) einspielte und zusammen mit dem Ex-Moskauer Pianisten Simon Nabatov, dem polnischen Bassisten Vitold Rek und dem GTC-Trommler Vladimir Tarasov aus Vilnius das QUASARQUARTET bildete, von dem der Live-Mit-schnitt POPendingEYE (free flow music, 1992) aus der Alten Oper in Frankfurt zeugt. Damals lief einiges asynchron, so manches Traumschiff auf Sand. Avantgarde & Untergrund hinter dem Vorhang waren so schnell verdunstet, dass erst gar nicht die Notwendigkeit einer neuen Retrogarde bewusstseinsfähig wurde. Oh Moscow seufzte man nun aus anderen Gründen, die Mottos hießen ‚Osterweiterung‘ und ‚Umzug nach Europa‘.
Das Trio vereinte Harth, der 1970 mit Just Music auf dem Jazzfestival Prerov noch Lenins 100sten mitgefeiert hatte, mit Lindsay Cooper, Veteranin des Sturms auf den Winterpalast, & Phil Minton, seinem Reisegefährten zum Planeten Shikasta, Mitverkuppler von Aleister And Alice (1987) und mit Vladimir & Estragon gewürzter Trauergast auf Finnegans Beerdigung, oder war‘s Godot, der von uns gegangen war? Die frühen 90er kamen mit dem Begraben nicht nach, taumelnd zwischen ‚1st2nd3rd&4th‘ Welten, auf der Suche nach verlässlichen Magnetpolen auf der zerzausten Windrose. Exit Moskau, enter Mekka? Die drei Trabanten tourten zwischen Stalingrad und Wolkenkuckucksheim, machten Schluss mit poppiger Augenwischerei und empfahlen Spinat. Cooper mit Fagott & Sopranino, Harth mit einem Vollspektrum an Gebläse, Minton als Minton, alle abwechselnd mit Piano, dazu Keyboards und elektronische Effekte, so probierten sie zwischen Beauty & Biest und Non & Sense bab(b)ellogische Sprechweisen, mit Cooper-Harth als pfingstlichem und Minton als calibanischem, polymorph-perversem Element, das erst recht verblüfft, wenn es lauthals There will be other songs to sing anstimmt (‚beyond cut‘ aka ‚There Will Never Be Another You‘). Das Quartett andererseits - und ganz anders - wechselte zwischen Coltrane‘esker Hymnik und fast nur geträumten Melodiefetzen, plinkendem Glockenklang, perlenden Läufen oder futuristisch gehämmertem Pianorattazäng. Nabatov ist mehr noch als Ganelin mit europäischen Wassern gewaschen, während Tarasov feingliedrig changiert zwischen seiner snare-rasselnden, silbrig pingenden und tockenden ‚Atto‘-Folklore und Hot-Cat-Swing. Harths vollmundiger Gesang und Feueratem jagt einen immer wieder aus melancholischem Brüten und spleenigen Launen auf ins Licht, lässt einen im übernächsten Atemzug mit heiterem Zungenschlag ins Schlaraffenland tänzeln, um doch recht besonnen und lakonisch zu enden.
Jahrzehntelang war Frankfurt das kreative Zentrum des 1949 (1+9+4+9 = 23!) in Kronberg im Taunus geborenen Sprosses einer Kaufmannsfamilie, die aus Rothenfels im Spessart stammt. Zu seinen multiplen Aktivitäten dort hatten bereits Mitte der 60er das Centrum Freier Cunst gezählt, das Ensemble Just Music (1967-70), mit dem er 1969 auf ECM debutierte,oder die Punkjazzgroup (1979, w/ C. Anders, Nicole van den Plas u. a.) als Cassiber-Vorläufer. Dazwischen war sein Aktionsradius schon europäisch geworden mit EMT (1971-75, w/ N. van den Plas & Sven-Ake Johansson) und der Gunter Hampel Galaxy Dreamband (1973-74).
Später organisierte er in Ffm dann die Avantgardegalerie waschSalon (1984-91), das Kunstkonzept ‚Gedankenhotel‘ (1993-95) und nicht zuletzt lancierte er 1993 den Avantgardezirkel FIM (Frankfurts Indeterminables Musiqwesen) mit dem eigenen Recout-Label als Forum. Neben Seti im Club (w/ Peter Fey, 1991), dem Stern4et (1994) oder Tattoo (2000/01) ging mit IMPERIAL HOOT (1998-2000, vorher Imperial Hot, 1996-97) daraus ein Projekt hervor, das im Verbund mit dem Drummer Günter Bozem, Christoph Korn an Gitarre & Bass und Marcel Daemgen am Soundsystem Harths Faszination durch Liveelektronik beförderte, nachdem die Mixadelic-LP Pollock (1996) und die programmatische Cut-up-LP Anything goes (1986) bereits sein Interesse an postmoderner Metaauthentizität, Sampling und Eigenblutdoping gezeigt hatten. Secrets of Development (Blue Noises, 1999) steht beispielhaft für ein unpuristisches Collagieren, den Einsatz von Samples und automatisierter Rhythmik, alles Elemente, die dann durch etwa Thirsty Ears Blue Series zum Maß avancierter ‚Jazz‘-Dinge wurden. Aber allein mit seinem ungeheuerlichen Bassklarinettenspiel auf ‚You cannot break even‘ macht Harth Rudi Mahall den Dolphy-Award streitig, wobei Korns erratische Gitarreneinsprengsel für zusätzlichen Lustgewinn sorgen. Ein Monstertrack, der, wie sehr auch elektronisch angekurbelt und mit Stimmsamples gespickt, zuletzt dem Tenorsax abverlangt, noch einen besonders schönen Punkt aufs i zu setzen, ein Genuss, den ‚Loon‘ fast noch etwas krasser sogar noch topt. Daemgen & Korn griffen übrigens (w/ O. Augst) als ARBEIT, Daemgen & Augst zudem mit TEXTxtnd & EMT (sic!), die ‚Arbeit am Lied‘ im Geist einer ‚Frankfurter Schule‘ und Goebbels-Harth‘scher Lehrpläne wieder auf mit dem von Harth persönlich angereicherten Projekt Brecht-Eisler (1999) und den Arbeiter- & Volksliedneubearbeitungen MARX (2004) und JUGEND (2007).
Letztlich hat A23H aber sein Glück nicht gefunden am Main. Grund genug, zwischendurch nach Paris zu wechseln. Sweet Paris (1990) übersät die Seinemetropole mit Harth‘schen Fingerabdrücken. Zeilen, die der Karlsruher Maler Wolf Pehlke aus Paris geschrieben hat, gelesen von Schauspielern und Passanten, sind gebettet auf orchestrale Samples, O-Ton Paris und Drummachinebeats und durchmischt mit Musik von Wolfgang Seidels Populäre Mechanik (1983), La Guardia (1987, w/ Lars Rudolph, Stephan Wittwer & Witn Wito), Gestalt et Jive (1984), Projekten mit van den Plas (1972 & 79) und sogar einem ‚Melancholy Blues‘ von 1965. Mit ‚Oberkampf‘ & ‚Stalingrad‘ logiert A23H im Hotel Majestic, aber Paris zeigt sich spröde und Melancholie und Rückzug waren angesagt. Mit ‚Sweet & Bitter Little Death‘ verabschiedete er sich mit einem seiner dunkelsten Bassklarinettensoli.
Harth selbst hat sich einen eigenen Reim gemacht. Seit 1985 (1+9+8+5 = 23) synchronisiert er Dekaden mit dem "I Ging": 1985-1994 = 23. Hexagram (Die Zersplitterung); 1995-20+04 = 24. Hexagram (Die Wendezeit); 20+05-20+1+4 = 25. Hexagram (Unschuld).*
Zeit, das Glück in New York zu (ver)suchen, mit dem Trio Feather than God & Golden Circle (1995) und 2000 erneut mit dem mit ‚Grünkraft‘ gespannten TRIO VIRIDITAS oder starken Performances wie Expedition - Live at the Knitting Factory 2001 (w/ Chris Dahlgren, Jay Rosen, Hans Tammen, ESP). Live at Vision Festival VI (Clean Feed, 2008) zeigt A23H am 2.6.2001 noch einmal im empathischen Verbund mit Kevin Norton an Drums & Vibes und Wilber Morris am Kontrabass. Titel wie ‚Wind at the ear says June‘, ‚And loudspeakers loyal to the sea's deep bass say June‘ & ‚A wind reads ruts saluting the blue silk beyond pain‘ fangen als Galaxy Dreams (Slight Return) sehr schön die Poesie einer Musik ein, die man süßer und wilder nicht spielen kann und in die sich doch auch schon wieder eine zartbittere ‚Melancholy‘ eingeschlichen hat, die auch in Harths intensiver Version von Horace Silvers ‚Peace‘ noch nachzittert. Der emotionale Reichtum des Trios ist unüberbietbar und ganz seelenverwandt mit Trio-X.
9/11 und der Tod von Wilber Morris 2002 brachten jedoch die obligatorischen Brüche in die Harthschen Kontinuitäten. Dass es bei ihm letzeres nicht ohne ersteres gibt, stellte auch Christoph Wagner ins Zentrum seines A23H-Porträts (Neue Zeitschrift für Musik 6/2007).
Dann eben, in aller Unschuld, Rom. 7K OAKS vereint, am Gegenpol der Ratzingerei, Harth der übrigens 1986 beim Abschlussgottesdienst des Kirchentags im Frankfurter Waldstadion vor etwa 150.000 Seelen Solosaxofon gespielt und überhaupt ein großes Ohr für die ‚Vox Dei‘ hat - mit Massimo Pupillo, ansonsten Bassgitarrist von Zu & Original Silence, dem Drummer Fabrizio Spera (Ossatura, Blast) & Luca Venitucci (Zeitkratzer, Ossatura) an Piano & Akkordeon, um auf 7000 Oaks (die Schachtel, 2007) mit einer (Gegen)-‚Strategie der Spannung‘ am ‚unsichtbaren Turm‘ zu arbeiten, von dem aus die Freie Improvisation den bestirnten Himmel über uns nach Konstellationen der Freiheit absucht. Die Vier schüren mit free-jazzigen Reibungen, tayloreskem Piano, No-Wave-ruppigem Bassgespotze und Harthschem Flammengezüngel ein Lauffeuer. Harth setzt hier selbst auch Electronics ein und kühlt die Imagination nach all der Hitze auch ganz still und leise mit Fett und Filz unter dem Blätterdach einer Beuysschen Eiche, während die andern unter der Grasnarbe rascheln. Diesem Schüren von Spannung durch Reduktion folgen wieder die herrlichen Eruptionen und aufschießenden Hitzestrahlen von ‚Pi Too‘, mit A23H als furiosem Feuerspucker. Für das abschließende ‘The Invisible Tower‘ greift Venitucci noch einmal zum Akkordeon, während,angetrieben von Bassgegrummel, A23H sirenenhafte Glissandos bläst, aufschrillt und aus einem Sinuswellental heraus klarinettenspitz das Ziel anpeilt. ‚Pi Too‘ meint die Loge Propaganda Due, P2, jene Hintertreppenschurken aus höchsten Kreisen, die mit Segen der CIA mit der ‚strategia della tensione‘ den Bürgerkrieg herausbeschworen, Aldo Moro opferten (‚um den Bürgerkrieg zu vermeiden‘) und dabei die Roten Brigaden gleich mit erledigten. Kurz - die Riesen, auf denen Berlusconi reitet.
A23H sagt von sich, dass er sich eigentlich nicht als Solospieler geeignet fühlt. Er zieht Gesellschaft vor, mit allem, was sich daraus ergibt. Wenn er in einem orchestralem Kontext auftauchte, bei Oh Moscow etwa, waren das keine der üblichen Sidemangeschichten (das scheint am wenigsten sein Ding), sondern offenbar der Reiz eines Kollektiv-Klangs, den Harth ja schon im Sogenannten Linksradikalen Blasorchester (1976- 81) kostete. What I really enjoy in music is the simultaneous creative process of several persons.*
Ab 2004 tauchte er in ONJO auf (Otomo Yoshihide‘s New Jazz Orchestra & Out to Lunch, 2005, Live Vol. 1: Series Circuit & Vol. 2: Parallel Circuit, 2007), nach meinem Dafürhalten eines der spannendsten Projekte unserer Zeit. Harths Japan-Connection basiert auf Yoshihides Revolutionary Pekinese Opera mit Ground Zero (1995), die direkt Bezug genommen hatte auf das Goebbels/Harth-Projekt Frankfurt / Peking (1984),und wurde durch Yoshihides Cassiber-Remix 1997 (Live in Tokyo) ausgebaut. Dass Harth seinen Spaß hat an der ungenierten Manier, in der Yoshihide seiner Liebe zu Coleman, Dolphy, Haden, Mingus und immer wieder Jim O‘Rourkes grandiosem ‚Eureka‘ frönt, ist unüberhörbar. Und er war auch der richtige Mann für Sora (East Works Entertainment, 2007), konnte er doch für OTOMO YOSHIHIDE INVISIBLE SONGS einmal mehr das geliebte ‚Über den Selbstmord‘ von Eisler anstimmen. Sein herzzerreißendes Tenorsolo ist der emotionale Höhepunkt inmitten einer bizarren Mixtur, die eingerahmt wird von Leonid Soybelman und Jim O‘Rourke, die beide von „America, Land of Freedom“ singen, während Yoshihide dazu ein Banjo mehr rupft als zupft und Hubschraubergeräusche nichts Gutes verkünden. Dazwischen wird auch noch eine Overkillversion von ‚Comme à la Radio‘ (Areski & Fontaine) aufgelesen für eine nur als ‚sehr japanisch‘ zu bezeichnende ‚Sentimental Journey‘ ins Zentrum des musikalischen Universums. Yoshihide selbst lässt mit Gitarre & Turntables die Fetzen fliegen und dazwischen ertönt Sprechgesang der frankophilen ‚Shibuya-Kei-Prinzessin‘ Kahimi Karie, relativ straighter Popgesang von Seiichi Yamamoto und Kamikazegeschrei von Shinobu Kawai in Songs, auf die eine Alienmutter stolz wäre. Tatsuo Kondo (Lovejoy, Mihashi Mikako & Sohonzan) an Keyboards, Mitsuru Nasuno am Bass und Yasuhiro Yoshigaki an den Drums (beide Altered States & Ground Zero, dazu Korekyojin bzw. Rovo) sorgen zusammen mit Yoshihide, der dabei fast all seinen Faibles gleichzeitig frönt, dafür, dass die ‚sentimentale Reise‘ so auf Abwege gerät, dass A23Hs Gebläse genau richtig kommt, um über dem Mischmasch aus Freerock, Dub (‚Watermelon‘) und Noise (‚Sentimental Journey‘) mit lachender Verve die Piratenflagge zu hissen. Nicht daran zu denken, dafür einen außerjapanischen Vergleich zu finden und selbst der Name Phew deutet allenfalls für einige Aspekte die grobe Richtung an. Einerseits. Andererseits, sind Brecht & Eisler oder Areski & Fontaine oder Harth als Kurzschluss von Feuer & Eisler etwa halbe Japaner oder Chinesen des Schmerzes? Was hier so bizarr wie wild entschlossen klingt, ist nichts anderes als eine neue ‚Internationale‘ - Signale, die aufwecken, um darum zu kämpfen, „alles zu werden“. Etwas pathetisch gesagt.
Schon 1995 hatte A23H im hochkarätigen Golden Circle mit David Murray, Fred Hopkins & Dougie Bowne alte koreanische Hofmusik verjazzt, ohne wohl zu ahnen, dass Korea einmal zu seinem neuen Zuhause werden würde. Auch Imperial Hoot stimmte mit ‚Pansori Noon‘ einen Gesang der koreanischen Ein-Mann-Oper an. Ab September 2001 wurde die 24 Millionen-Megalopolis Seoul neuer Lebensmittelpunkt von Harth und seiner Frau, der Künstlerin Yi Soonjoo, und er kam nicht ganz unvorbereitet: I was 13 and copying an ink drawing of Lao Tse. I was 15 and reading D.T. Suzuki's "Zen" and C.G. Jung's writings, with his many links to Asian cultures. I started practicing Yoga at the age of 20 and started a macrobiotic diet at the age of 23 (1972), while also consuming Ginseng and exercising Judo. So, I was open to Asian wisdom and behavior since a long time.*
Das eigene LaubhuetteStudio hallte bald von neuem Tatendrang wider, der sich zu einer Reihe von Laubhuette-Productions auf CD-R und zur Mother-Of-Pearl-Reihe entfaltete, beginnend mit 08-15 celebration (2002), das sich auf den koreanischen Nationalfeiertag der Befreiung von den japanischen Besatzern bezieht (8+15 = natürlich 23), über die Filmmusik Akupunktur in Grün (2002) oder das Ensemble Naeil (2003), bei dem auch tra-
ditionell koreanisch Instrumente zum Einsatz kommen, bis zum micro- saxo- phone-Solo (2008).
eShip sum (1000cd, 2003), das erste ‚Perlmütterchen‘, bietet A23H-Träumereien und mehrstimmig züngelnde kleine Chorgesänge auf Bassklarinette, Tenorsax und Trompete, elektronisch gesprenkelt und dezent von minimalen Bass-, Piano- und Drumloops durchpulst, quasi als Morgengabe und Liebeserklärung an die neue Heimat, den ‚Sejongno Boulevard‘ und das ‚Leganza Daewoo Call Taxi‘. Reduziert auf ‚Der Feinheit Wesentliches‘ mischen sich Impressionen und klangliche Reflektionen. Stringsamples werden von D‘n‘B-Gefrickel und Stimmpartikeln durchzuckt und von Autohupen durchrauscht (‚de gloria oliviae‘), ‚Godswing‘, mit Vokalisation von Yi Soonjoo, lässt sich schon vom Schwung des Seouler Trubels mitreißen. Harth scheint sich durchlässig
zu machen für das neue Ambiente und gleichzeitig lockende Düfte auszusenden, lyrische Wellen, die Zärtlichkeit signalisieren und bisweilen so schön sind, dass man die Augen zukneifen muss. Stichworte wie ‚Gematria‘, ‚Shambhal‘ oder ‚Nitya-mukta‘ deuten an, dass A23H nicht ohne kabbalistisches, hinduistisches und buddhistisches Rüstzeug zu Werke geht, wobei seine spielerische Exotica das schönste Mitbringsel ist. Im Kornettspieler Choi Sun Bae fand er einen erstklassigen Partner, den er inzwischen auf Laubhuette 09 auch solo (2007) herausstellte.
Für einen Deutschen ist die unfreiwillige Schicksalsgemeinschaft Korea-Japan ein merkwürdiger Zerrspiegel - alte Kultur, Größenwahn, Besatzung, Plünderung, Traumatisierung, Teilung, ‚Wirtschaftswunder‘. Südkorea wird in der Zeit vorwärts katapultiert, während Nordkorea auf einer anderen Zeitspur dahin kriecht. Südkorea und Japan spielen schlecht versöhnt zusammen Fußball, die Koreaner feiern den Hiroshima-Tag als Freudentag, weil damals die Sonne über den Vampiren aufging, die ihnen von 1910-45 das Blut ausgesaugt hatten. Der amputierte nördliche Zwilling geriet als unbotmäßiger Atomschurkenstaat ins Visier der USA.
„nu:clear re:actor“ (O BACK 0001, 2 x CD, 2004) reflektiert wie in einem Prisma, in dem sich die Moral der US-amerikanischen Politik in eine doppelte gebrochen hat, die Krise um das Atomwaffenprogramm des Geliebten Führers Kim Jong-il, die 2003 zu eskalieren drohte (und 2007 fast stillschweigend beigelegt wurde, längst durch das gleiche Spiel mit dem Iran aus den Schlagzeilen verdrängt), in einem stereoskopischen Blick zusammen mit 9/11 und dessen Nachwehen in einer ‚Strategie der Spannung‘, die aus Terrorgeängstigten Patrioten machte und nur noch Freunde oder Schurken kennen will. In einer rein elektroakustischen Arbeit nähert sich A23H der hermetischen Enklave nördlich des 38. Breitengrades an, die er als archaische Mischung aus knisterndem Feuer, ominösem Dröhnen, Schamanengesang, schäbigen Loops, Gonggedonge, Wassertropfen, geklopften Steinen, verzerrten Stimmen, Sirren und Ticken so undurchsichtig imaginiert, wie sie bis jetzt geblieben ist - ein Shangri-La, das sich Begehrlichkeiten verweigert. Die DMZ (Demilitarized Zone = Grenze zwischen Nord- und Südkorea) wirkt als ‚Zeitenscheide‘. Man sieht an orange sky in the South, with thousands of points of light in the landscape scattered around. And beyond the border there was instead a huge, really majestic darkness dome. Even more interesting was the difference in sound: on ‚my‘ side there was a constant white noise emanating from driving vehicles. And on the other side there was: ? I witnessed a simultaneous experience of two different ages in nocturnal ‚natural‘ landscapes.*
Neben dieser medial kühlen, untercodierten Magie wird als 우, dem (doppelten) u des koreanischen Hangeul-Alphabets, der 11.+9.+2+0+0+1 (= 23!) zu einem Riss in der Zeit, die sich in eine beschleunigte, heiße, übercodierte und eine gedehnte splittet. Beide Stränge strahlen Phantasmagorien aus, die, miteinander eifernd, Ground Zero und Bagdad, Wallstreet und die Buddha-Statuen von Bamiyan ineinander blenden. Der infernalische Auftakt entspringt dem Schlund von Harths altem Weggefährten Phil Minton, der ihn 2003 in der Laubhuette besucht hatte, gefolgt von Raps, Beats und babylonischem Sprachengewirr, chaotischen Zuckungen und verzerrtem Gebläse, alles wie zerkrümpelt und zerfasert. Kurze Schübe von Hollywoodsoundtracks, ein monotoner Rockgroove, kulminierend in einem diskant schleifenden Crash und Gepolter wie ein entgleisender Zug oder Godzillakrallen, die minutenlang Metallwände aufschlitzen (‚Tower‘). Danach erst nur rumorender Mulm und abgehackte Funksprüche, Telefongebimmel, Gestöhne und Gewimmer von Bassklarinette, gepresst genuckelter Trompete und Saxophon, Trauerarbeit von Strings (‚Tinctur‘), federndes Wummern als knurschiger Loop, der zunehmend hektisch eskaliert, eine Bastonade der gestörten Wahrnehmung, die, gepeitscht und daueralarmiert, mit Technorhythmik kollidiert (‚Tube‘). Maschinengewehrsalven hämmern, es quäken Stimmen, mickymausig verzerrt, überrauscht von U-Bahngebraus und Videospielschlachtenlärm, das ganze ‚Tang‘ ist plunderphonisch zerrüttet, ein knurriges Roaratorio, Trash statt Tragik. Im finalen ‚Ten C‘ kreuzen sich Zeitlupe und Dromologie, ein hysterisches Knäuel aus Spieluhr, Mundharmonika, Stimmengewirr und Noise, das unvermittelt abreißt. 23 vs. Double U (W = der 23. Buchstabe)? Wer steckt hier im Godzillakostüm?
I wished to fill my art with the consciousness that "the other" is, and always was, here with or without any stress and circus.* Die Präambel der Verfassung von Harthland gilt auch da, wo sie am unverzichtbarsten ist, bei den Freund-Feind-Topics und den Verlockungen simpler Schwarzweißmalerei. Dennoch zögert A23H nicht, konfrontiert mit der Kontinuität brutaler Geschichte, unverdrossen sein geflügeltes Streitross zu satteln und zwischen Einstürzenden Neubauten & Aufbauenden Freimaurern° gegen die Monster und Riesen anzureiten, die sich als Windmühlen und Lämmer tarnen.
15.8.2008, Korea feiert heute seinen Nationalfeiertag, gleichzeitig Tag der Befreiung 1945 und Independence Day 1948. Ich finde Maria Himmelfahrt um einiges mytho-poetischer.
T_ERROR & kr ./. jp (slow.0002, DVD + CD, 2005) inszeniert auf der visuellen Ebene einen 35-min. Overkill aus Bildern. Harth verwirbelt eigene Fotos, Videos, Zeichnungen mit TV-Schnipseln, Nachrichten, Fiktionen (Fahrenheit 451) und Desinformationen, analoge und digitale Techniken, Low-Fi-Optik und Computer-Hightech zu einer Matrix, gewebt und gleichzeitig durchschaut mit dem kritischen Medienbewusstsein von R.A. Wilson, Samuel Weber und W.S. Burroughs. Der alte Wild Boy, mit dem Harth 1990 in Frankfurt die Ausstellung ‚Paintings on Paper‘ organisiert hatte, taucht immer wieder auf in diesem Cut-up A23Hscher Wahrnehmung und Gestaltung von Realität aus 25 Jahren. Vertont ist das in einer quasi ‚terroristischen‘ Collage, einem Brainstorming aus Industrial-Noise & Cyber-Electronica, stechenden Sinuswellen, eigenem, ebenso durchdringenden Gebläse, ‚gefundenen‘ Sounds, koreanischem Operngesang, Freejazz- und Orchesterklang. Wirklichkeit und Wahrnehmung vexieren dabei in vielspurigen Überblendungen wie Terror & Irrtum, Desperado-, Staats- & Medienterror, Mücken & Elefanten, Irrtümer und inszenierte Täuschungen, Planet Eden & verkehrte Welt. Es gibt immer guten Grund zu brüllen wie Howard Beale in Network: "I'm as mad as hell, and I'm not going to take this anymore!" Die Mittel, es der Welt zu zeigen, machen den Unterschied. Entweder Selbstermächtigung zum Künstler, oder zum Terroristen, Bomben, oder Spiegel, das Elend mit Galgenhumor düngen, oder die Löschtaste drücken.
Art shall not be holy shit & and artists no holy cows.*
„kr ./. jp“ erinnert an das durch japanische Gewalt vergiftete Missverhältnis Koreas und Japans. 1905 wurde Korea japanisches Protektorat und 1910 vollständig von Japan annektiert und ausgeplündert. Die Annexion endete erst mit der Kapitulation Japans am 15. August 1945. Auf seinem Flickr-Fotostream** zeigt Harth den letzten koreanischen Kaiser und kommentiert: [1895] Japanese ninjas killed the Korean emperor's wife [Empress Myeongseong] and robbed the palace. Shortly after the Japanese abolished the Korean emperor's dynasty. On the other hand Japan's emperor who is suspected of war crime throughout World War II could continue to reign until 1989 when he died. Als atomares Megaopfer und verschanzt hinter seine trotzige Schamkultur, mauserte sich Japan zum Kriegsgewinnler, ohne je seine Schuld(en) speziell an Korea zu begleichen.
Orchestrale und String-Samples von Yun I-sang (1917-95), Impulse der Astronoise- Elektroniker Hong Chulki & Choi Joonyong und Sounds von Harths HaLe PaAt-Partner Bülent Ates, ‚koreanisches‘ Getröte, Rapfloskeln und Gegonge verbinden sich mit eigenem, oft ganz elegischem Gebläse und krätzigen, ploppenden Clicks + Cuts zu einem immer wieder giftigen oder pathetischen Ansturm auf die Sinne. ‚Contury Cheiron MMV‘, der abschließende vierte und längste Track, mixt (Meeres?)-Rauschen, Funksprüche und freejazziges Saxophon mit wiederum durchdringender Elektronik, mit unterschwelligem Trauermarschduktus, als ob das Sogenannte Linksradikale Blasorchester auferstanden wäre aus Ruinen. Pianonoten beruhigen das Bläserchaos nur vorübergehend, schnarrende Trompete und ein atemlos bohrendes Saxophonsolo kehren wieder, mit elektronischen Schleppen, Rückwärtsloops. Das Tenorsaxophon wechselt kurz ins Elegische, gerät aber in eine wirbelnde Zentrifuge, surft auf dem schlagzeuggetriebenen Noise furios dahin, wird kurz von einem Dudelsack verschluckt, behält aber mit bittersüßem Ton zu Maultrommeltwangs das letzte Wort.
Der weise und gerechte Kentaur Cheiron, von einem Giftpfeil des Herakles zu einer Ewigkeit aus Schmerzen verdammt, vermachte seine Unsterblichkeit dem Prometheus und wurde in das Sternbild Zentauri verwandelt. Allein mit so einem Namen evoziert A23H eine mythopoetische Erzählung von Betrug, Zoophilie, Missgeburt, Widerspruch von Schein und Wesen, Heilkunst, Gastfreundschaft, Streit, Kollateralschaden, Schmerz und Tausch, die sich tragisch fortsetzt im prometheischen Zwitterwesen.
Mit Seoul Milk (slow.002, 2002/2005) - die führende Molkerei der Stadt heißt tatsächlich so - pflückt A23H seiner neuen Heimat mit ihrer fein unabgestimmten Mondkultur°, ihrer Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen als bizarrer Mixtur aus Tokaebis & High Tech, antik & ultrahip, einen weiteren Strauß an klanglichen Blüten aus dem Garten der Lüste. ‚A sonic bouquet‘ nennt er selbst den 56-min. Soundscape, der in einem elektroakustischen Konglomerat den O-Ton der Stadt durchschüttelt mit elektronischen und instrumentalen Zutaten, Gesängen, Hupen, Stimmengewirr, Maschinenbeats, gipfelnd im Über-Verdi-Pathos der Eröffnungsfeier der Fußball-WM. A23H als Muslimgauze des Fernen Ostens. In einer ersten Fassung ausgestrahlt vom HR 2002, ist der Remix von 2005 noch dichter und stärker verarbeitet in eine polymorphe, vielschichtige Collage aus Loops, Cut-ups, Drones und der gedämpften Trompete von Choi Sun Bae, den Harth mit Saxophon und Bassklarinette umzüngelt. Auch im Vergleich mit der träumerischen, exotistischen Leichtigkeit von eShip sum ist die Musik nun tougher, urbaner, noisiger, geballte Rushhourhektik, Geschäfts- und Nightlife-Remmidemmi, die eifrig und begeistert nachgespielt werden. Als ob das spielerische Simulakrum den realen Stress, die fremden und unverständlichen, erst recht unbeherrschbaren Aspekte sublimieren, drohende Anästhesie reästhetisieren könnte. A23H spiegelt, reflektiert, überbietet mit seinem Milkshake den 24-Stunden-Disco-Sound von Seoul. Darum geht es doch immer, Plünderung, Aneignung, Kannibalisierung, aber eben als Spiel, nicht grausam, sondern verliebt. Und letztlich bleibt das Objekt der Begierde und der Ängste unberührt, unbeschädigt, in seiner Eigenheit sowieso unfassbar und unantastbar. Allenfalls Grund für ein Ahh! und die Erkenntnis ‚Tat tvam asi‘ - das bist du.
NUN (O BACK 0002, 2006) verbeugt sich vor der koreanischen Poesie. Exemplarisch stehen dafür, passend zum Jahr des Hundes, ‚Dog‘ von Yun Dong-ju (1917-1945) und ‚Leasing a Straw Hut‘ von Yi Kyu-bo (1168-1241). A23H denkt freilich nicht daran, in falscher Andacht von seiner zerrissenen, hypermodernistischen Ästhetik abzuweichen. Er mischt seine Komposition ‚iGnorance‘, 2005 als Hommage an I-sang Yun aufgeführt, die er mit Material seines Frühwerkes ‚Simulator‘ gespickt hat, mit Samples seiner letzten Frankfurter Band, dem Freestyle-Dope-Beat-Quartett Tattoo, von 2001 und zerhäckselt das Ganze als Klangcollage à la Sweet Paris, nur noisig und zerfetzt. Die Selbstverständlichkeit, auch das Selbstverständnis, dass Gestern und Vorgestern mit hoher Selbstreferenzialität im Heute ständig anwesend sind, ist typisch für die Harth‘schen Illuminationen. Mit ‚For Taran‘ folgt ein natürlich stupendes Bassklarinettensolo, mit ‚Bref‘ ein Soundclash von 1998 zwischen Harth an Farfisa und Rhythmbox und Micha Daniels (vom Stern4et) an Gitarre und Mizmar und als ‚Test for Tokyo‘ ein mit Kontaktmikrophonen und Kaoss Pad frisiertes Tenorsaxsolo. Das Yi-Gedicht ist eingebettet in improvisierte Klänge der Pianistin Kae Soojung und des Bassisten Chang U Choi, Harths Partnern im Jeep Quintet/mode 0 und Fieldrecordings von der Kieselsteinbucht in Hakdong, ein Ort, der in Korea für seinen Schönklang berühmt ist, wobei diese Ingredienzen massiv zermorpht und mit Harth-Vielklang verrührt wurden. ‚108‘ schließlich bezieht sich auf die 108 Hindernisse, die es auf dem Weg zur Erleuchtung zu überwinden gilt und enthält Violinklänge von ATA (aka Andreas Scheufler). In fasrige, helle Drones mischt sich ein Saxophon, das aber im ursuppigen Untergrund, der beständigt brodelt und fiept, untergeht. Die Welt ist nur stellenweise koreanisch und poetisch, 107 ihrer 108 Attribute sind chaotisch.
19.8.2008. Seit heute ist A23H Zweigstellenleiter der Walther von Goethe Foundation in Seoul.
Homura (Off Note, ON-62, CD + DVD, 2007) heißt Flamme, speziell die, die im Herzen glimmt. Jedes Kapitel des Treffens von A23H und des Trompeters CHOI SUN BAE mit dem japanischen Pianisten YORIYUKI HARADA spielt auf ein spezielles Feuer an - Sternenlicht, Leuchtfeuer, das mythische Feuer aus dem Maul des Fuchses, das damit verwandte Irrlicht über Gräbern und die Glut unter der Asche. Die Musik verbeugt sich
vor dem Drummer und Kalligraphen Kim Dae Hwan (+ 2004), einem Pionier koreanischer Feuermusik, und vor dem japanischen Illustrator Eitaro Takenaka (1906-1988), einem Meister des "ero-guro-nansensu (erotic-grotesque-non-sense)"-Stils. Harada, Jahrgang 1948, zählte mit Kazutoki Umezu und Shudan Sokai sowie Seikatsu Koujyou Iinkai Dai Kangen Gakudan in den 70ern zu den Jungen Wilden der japanischen Fire Music. Heute, schlohweiß geworden und mit vor Konzentration zugekniffenen Augen, hämmert und feuert er seine Noten, dass Massimo Ricci*** an Sergej Kuryokhin an seinen besten Tagen denken musste. Zusammen mit dem weißbärtigen Trompeter, bei dem ich einen Vergleich mit Bill Dixon wagen möchte, vereinen also drei erfahrene und je eigene Köpfe ihre pyromanischen Kräfte für eine meisterlich geglückte dreiviertel Stunde. Dass schon eine Vertrautheit zwischen den ‚Seoulern‘ besteht, die als Zusammenklang und gekonnte Kontrapunkte hörbar wird, scheint Harada nur zu besonders kapriziösen Wendungen und dezisionistischen Behauptungen anzuregen. Sein ‚Großes Tor von Kiew‘-Ton, seine ent-
schlossenen Salven bei ‚Noriyoshi‘ treiben Harth kopfüber an die Decke. Choi lockt den japanischen Feuerwerker danach für ‚Kitsunebi‘ auf lyrisches Terrain, nur um Hühner zu rupfen und Herb Robertson mit dem Ellbogen zu schupsen. Harada macht einen auf Mengelberg, zeigt schlitzohrigen Humor, der im Handumdrehen Harths ‚Onibi‘-Poesie mit füchsischen Einflüsterungen zum Irrlichtern bringt. Die Glut von ‚Uzumi‘ facht Choi zuerst nur fauchend an, bis Harada immer stärkere Funken aufglimmen lässt, die sich ihren eigenen Weg fressen. Ich bin da nur Zunder auf diesem Weg, der in der Flammenpracht von ‚Homura‘ endet, das einen endgültig mit maximalistischen Einfällen glühende Backen macht.
Die DVD fügt dem noch drei Farbtöne an, ‚Homura [shadow blue]‘ im Trio, von Videopsychedelik und Schwenks über Land und arme Leute überflackert, als ob klar gemacht werden sollte: Da sind keine Aliens gelandet, das ist mitten aus unser aller Leben gegriffen (ein nicht ganz so primeliges Auge erkennt freilich auch das japanische Klischee vom popeligen Korea). Danach ‚crimson‘ als Harada-Solo und als ‚purple‘ ein Duett von Kim Ju Hong & Kwark Jae Hyuk mit Jing-Gong und der Bambus-Oboe Piri.
Eines der aktuellsten Kapitel der A23H-Saga, in der hier Stationen wie die Duos mit Mani Neumeier (Red Art), John Zorn oder Peter Brötzmann (alle 1986), mit Heinz Sauer (Parcours Bleu a Deux, 1992-93), Wolfgang Stryi (1996-97) und Uwe Oberg (1997-99) oder das filmisch inspirierte Projekt mit Peter Kowald (Region 2 for Seconds, 1998-99) und sogar das Power-Trio mit Brötzmann & Sharrock (1987) fast unbemerkt von Gras überwuchert werden, entstand 2007 in Kräuterteezeremonien mit Hans-Joachim Irmler (in dessen Fauststudio) und Günter Müller. Letzteres war ein Wiedersehn, denn Müller und sein damaliger Nachtluft-Partner Andres Bosshard waren 1987 zusammen mit Minton und Sharrock Teil von Harths heftigem Projekt Aleister & Alice II für das Jazzfestival Willisau gewesen. Als TASTE TRIBES (For 4 Ears, 2008) mischten und schichteten die Drei Sounds von Tenorsax, Klarinette, Kaoss Pad etc. (A23H), ‚Phantomorgel‘ (Irmler) & iPod + Electronics (Müller), dazu flossen Gitarrensamples von Kawabata Makoto mit ein und Ausschnitte von Conrad Schnitzlers Projekt ‚Eruption‘ (1970). Harth dockt mühelos am For 4 Ears-Format an, bläst wie durch einen Strohhalm und doch entsteht ein großes Rauschen, wenn ‚Genuine Imitation‘ durch eine orchestrale Wolke driftet. Subwoofer, in geile Tiefen° abgestiegen, lassen die Hörschwelle erzittern, die Geräuschwelt wird mit Luftlöchern perforiert. Harth fiept aus dem letzten Loch, bis ihn das feine Orgeln und schleifende Mahlen der ‚Weasel Worlds‘ verschlucken. In Gebrodel geköchelt, wird er zum Trocknen an die Wäscheleine auf der Wiese hinterm Haus gehängt. Seine Klangcollagen in Eigenregie sind nicht derart feinstofflich, derart nur Schatten von Klängen, so pneumatisch, dass sie kaum Schatten werfen. ‚Doubletwist‘ lässt die Schatten sublim schnurren, atmen und davon träumen, einmal der süße Ton eines Saxophons zu werden oder einer gewesen zu sein. Im Selbsttest vergewissern sie sich ihrer Existenz, unter der es wieder abgründig grummelt. Entschieden lebhafter ist dann ‚Eruptive Obfuscation‘. Eine Maßstabverschiebung macht aus der Nebelkammer den Raum für einen Spacetrip, aus komischen Krümelmonstern werden kosmisch groovende Kuriere, die, auf eigene Faust zur Rushhour mit einer Lieferung Müller-Milch unterwegs gen AlfHa Zentauri, den Topos widerlegen, dass es im Weltall lautlos zugeht. Womit schlagend die Inkongruenztheorie bestätigt wäre. Unangemessene Erwartungen werden durch ‚kognitive Dissonanzen‘ düpiert, Konsequenz: Irritation & verlegene Scherzchen meinerseits. Aber ist nicht doch jede Kotkugel, vom Heiligen Skarabäus gerollt, sonnenhaft? Was bleibt? Die Erwartung weiterer, von ‚ewiger Blumenkraft‘
überquellender Überraschungen. Denn ich habe Harths Versprechen im Ohr:
Music that makes me feel happy and sorrowful at the same time
is the most interesting to me.*
* http://a23h-interview.blogspot.com
** www.flickr.com/photos/a23h
*** Touching Extremes
° Briefwechsel mit rbd [unveröffentlicht]
-----------------
in Bad Alchemy 60,rbd
EXPEDITION - Hans Tammen,Alfred 23 Harth,Chris Dahlgren,Jay Rosen (ESP,4031)
Die ESP-Klassiker waren seit 1991 durch Lizenzen (ZYX, Calibre, Abraxas) für Liebhaber immer zugänglich, auch wenn manche Perlen nur für Perlenschweine auffindbar waren. Dass aber seit 2005 wieder in Eigenregie neben Wiederveröffentlichungen auch Neues erscheint, das hätte ich beinahe verpasst. Neben New Ghost, Lindha Kallerdahl und Yuganaut sticht mir unvermutet der Name HANS TAMMEN ins Auge, wie sich herausstellt als Spitze eines Vulkans. Expedition (ESP 4031), 2001 in der Knitting Factory aufgenommen und 2006 veröffentlicht, entstand im Verbund mit CHRIS DAHLGREN an Bass & Electronics, dem Trio-X-Drummer JAY ROSEN und - ALFRED 23 HARTH an Tenorsax & Bassklarinette. Zwischen seiner großartigen Einspielung mit dem Trio Viriditas und seinen ostasiatischen Eskapaden wie eShip sum (2003) und mit Otomo Yoshihide's New Jazz Orchestra findet man ihn hier auf rigorosem Kurs durch feurigste Fire Music. Rosens fiebriges Klackern wird beständig verstärkt und verdichtet durch Noise, dessen Herkunft oft unklar bleibt. Dahlgrens knurrige Bogenstriche oder elektronische Ausläufer? Tammen mit seinem schrappeligen Drahtbürstensound? Mit seinen in sich oder rückwärts verdrehten Kürzeln spielt er auf der Beerdigung der Gitarre, wie man sie kennt. Und Harth erst! Anfänglich als jung-wilder ESPler wie Pharoah Sanders, Sonny Simmons und Frank Wright, dann kurz sogar mit Aylereskem Pathos oder als Arkestra-Maat heliozentrisch unterwegs, öffnet er bei ‚Retained Notions...‘ seine eigenen Burn-Baby-Burn-Speicher, wechselt für ‚A Brief Pleasure Trip‘ zur Bassklarinette und rauscht dahin wie Kohoutek. ‚From One Place To Another‘ ist pure außerirdische Poesie aus Elektrofunken, Pizzikato und wunderbar erratischen Bassklarinettensprüngen, die sich plötzlich ballt und mit vereinten Kräften gegen den Hintereingang zum Paradies rummst. ‚A Place That Has Emotional Significance‘ entwickelt seine Gefühltsprotuberanzen durch ein so nicht erwartetes irrwitziges GITARREN-Solo. Damit nicht genug, folgt noch eine wie auf einer Nilbarke dahin geruderte, von Theremin umwölkte, exotisch umzwitscherte A23H-Träumerei in den oberen Klarinettenregistern. Und man ist mittendrin im Herzen von ESP.
[ba 59 rbd]
[ba 59 rbd]
Vier Fäuste Für Hanns Eisler/Vom Sprengen des Gartens - Duo Goebbels/Harth (Recommended Records, 2CD)
Längst ist HEINER GOEBBELS bei seinem langen Marsch von der Frankfurter Spontiszene durch die Institutionen angekommen bei der Goetheplakette der Stadt Frankfurt, dem Hessischen Kulturpreis und der Präsidentschaft der Hessischen Theaterakademie, mehr als verdient.
Die Fotos auf Hommage/Vier Fäuste für Hanns Eisler + Vom Sprengen des Gartens (ReR GH1, 2 x CD) zeigen ihn als wuschelköpfigen Twen, der mit Piano und Akkordeon Bach, Rameau und Schumann mit Nino Rota und vor allem mit Eislermaterial kurz schloss.
An seiner Seite der Saxophon- & Klarinettist ALFRED HARTH, mit Jahrgang 1949 der um drei Jahre ältere Kompagnon einer Produktionsdyade, die von 1974-88 Bestand hatte. Bevor die beiden sich auch im Sogenannten Linksradikalen Blasorchester
zusammentaten, hatte Harth schon mit "just music" und "E.M.T."
(Energy/Movement/Totale) internationale Freejazzerfahrungen gesammelt.
Die Eisler-Hommage entstand im Oktober 1976, die Scheibe mit den
Gorlebendemonstranten auf dem Cover 1978/79, beide erschienen sie in
der SAJ-Reihe von FMP, in der Jost Gebers auch schon Canadian Cup of
Coffee von E.M.T. herausgebracht hatte. Das Rezept dabei war irre,
Eisler reimte sich plötzlich auf Albert Ayler. G & H spielten Trinità
und Bambino, dass es im Westend nur so staubte. Nicht Kraut war
Inspirationsquelle, sondern Brecht. Wenn es keine deutsche
Populär-Kunsttradition mehr gab, musste man sie eben neu erfinden. ‚Zur
Überwindung von Schwierigkeiten‘, gegen Städtetod, Atommüll, bleierne
Zeit deklarierten die beiden schlicht: ‚So, das ist, was wir brauchen‘.
‚Vorwärts!‘, der ‚Sieg im Volkslied!‘ ist zum Be-Greifen nah. In Harth
fand Goebbels das ideale Megaphon, er konnte wie kein zweiter
hierzulande wilde Töne spucken, die ganz den Geist der ‚October
Revolution in Jazz‘ atmeten, zur Kirchenorgel einen Bach-Choral
anstimmen und mit dem nächsten Atemzug die zartesten Melodiechen
summen. Selten klangen Ratschläge lustvoller, ‚Rock gegen Rechts‘
intelligenter, Notwendigkeit bewegender.
1981 folgten "Es herrscht Uhu im Land" (Japo), Bertold Brecht: "Zeit wird
knapp" (Tonstudio Zuckerfabrik) un"d auf Riskant "Indianer für Morgn", 1982 das Cassiber-Debut "Man or Monkey. Bis hin zu "Live à Victoriaville"
(Victo, 1987). Da waren Eislers ‚Der zerrissene Rock‘ und ‚Die haltbare
Graugans‘ und ‚Le Rappel des Oiseaux‘ dann schon immer wieder gern
gehörte G & H-‘Standards‘. Die Leistung bestand darin, nicht einfach
Klassik für die Werktätigen zu verjazzen. Man fand vielmehr einen
gemeinsamen Nenner zwischen den europäischen und amerikanischen Stoffen und Formen, zwischen gehobenen und gefallenen Kulturgütern darin, sie als urbane Gassenhauer zu präsentieren und als Medium menschlicher Bedürfnisse, ohne populistische Verarschung.
„Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch Durst hat“, hatte Brecht
empfohlen (‚Vom Sprengen des Gartens‘). Vogelfreie ‚Krähenmusik‘ ließ
dem Unkraut Flügel wachsen. Dazu brauchte es keine Worte. Die
‚Botschaft‘, der Widerstand gegen Nazitum in jeder Gestalt, sprudelte
aus Melodie & Rhythmus, mit der Eloquenz eines Heinrich Heine, an den
Goebbels bei seinem ‚Bis bald, Calypso‘ gedacht hatte. Der einst so
brechtianisch bestellte Garten ist zur Müllkippe verkommen, als
Parkplatz geplättet. Aber Unkraut vergeht nicht.
[ba 56 rbd]
Die Fotos auf Hommage/Vier Fäuste für Hanns Eisler + Vom Sprengen des Gartens (ReR GH1, 2 x CD) zeigen ihn als wuschelköpfigen Twen, der mit Piano und Akkordeon Bach, Rameau und Schumann mit Nino Rota und vor allem mit Eislermaterial kurz schloss.
An seiner Seite der Saxophon- & Klarinettist ALFRED HARTH, mit Jahrgang 1949 der um drei Jahre ältere Kompagnon einer Produktionsdyade, die von 1974-88 Bestand hatte. Bevor die beiden sich auch im Sogenannten Linksradikalen Blasorchester
zusammentaten, hatte Harth schon mit "just music" und "E.M.T."
(Energy/Movement/Totale) internationale Freejazzerfahrungen gesammelt.
Die Eisler-Hommage entstand im Oktober 1976, die Scheibe mit den
Gorlebendemonstranten auf dem Cover 1978/79, beide erschienen sie in
der SAJ-Reihe von FMP, in der Jost Gebers auch schon Canadian Cup of
Coffee von E.M.T. herausgebracht hatte. Das Rezept dabei war irre,
Eisler reimte sich plötzlich auf Albert Ayler. G & H spielten Trinità
und Bambino, dass es im Westend nur so staubte. Nicht Kraut war
Inspirationsquelle, sondern Brecht. Wenn es keine deutsche
Populär-Kunsttradition mehr gab, musste man sie eben neu erfinden. ‚Zur
Überwindung von Schwierigkeiten‘, gegen Städtetod, Atommüll, bleierne
Zeit deklarierten die beiden schlicht: ‚So, das ist, was wir brauchen‘.
‚Vorwärts!‘, der ‚Sieg im Volkslied!‘ ist zum Be-Greifen nah. In Harth
fand Goebbels das ideale Megaphon, er konnte wie kein zweiter
hierzulande wilde Töne spucken, die ganz den Geist der ‚October
Revolution in Jazz‘ atmeten, zur Kirchenorgel einen Bach-Choral
anstimmen und mit dem nächsten Atemzug die zartesten Melodiechen
summen. Selten klangen Ratschläge lustvoller, ‚Rock gegen Rechts‘
intelligenter, Notwendigkeit bewegender.
1981 folgten "Es herrscht Uhu im Land" (Japo), Bertold Brecht: "Zeit wird
knapp" (Tonstudio Zuckerfabrik) un"d auf Riskant "Indianer für Morgn", 1982 das Cassiber-Debut "Man or Monkey. Bis hin zu "Live à Victoriaville"
(Victo, 1987). Da waren Eislers ‚Der zerrissene Rock‘ und ‚Die haltbare
Graugans‘ und ‚Le Rappel des Oiseaux‘ dann schon immer wieder gern
gehörte G & H-‘Standards‘. Die Leistung bestand darin, nicht einfach
Klassik für die Werktätigen zu verjazzen. Man fand vielmehr einen
gemeinsamen Nenner zwischen den europäischen und amerikanischen Stoffen und Formen, zwischen gehobenen und gefallenen Kulturgütern darin, sie als urbane Gassenhauer zu präsentieren und als Medium menschlicher Bedürfnisse, ohne populistische Verarschung.
„Und übersieh mir nicht
Zwischen den Blumen das Unkraut, das auch Durst hat“, hatte Brecht
empfohlen (‚Vom Sprengen des Gartens‘). Vogelfreie ‚Krähenmusik‘ ließ
dem Unkraut Flügel wachsen. Dazu brauchte es keine Worte. Die
‚Botschaft‘, der Widerstand gegen Nazitum in jeder Gestalt, sprudelte
aus Melodie & Rhythmus, mit der Eloquenz eines Heinrich Heine, an den
Goebbels bei seinem ‚Bis bald, Calypso‘ gedacht hatte. Der einst so
brechtianisch bestellte Garten ist zur Müllkippe verkommen, als
Parkplatz geplättet. Aber Unkraut vergeht nicht.
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Live Vol.1 Series Circuit & Vol.2 Parallel Circuit - ONJO (Doubt Music,dmf-115/116 & dmf-117/118, je 2 x CD)
zeigt ONJO, Otomo Yoshihide‘s New Jazz Orchestra, in Berlin, Tokyo, Kyoto und Nagoya, schwankend zwischen 10- und 35-köpfiger, weitestgehend fernöstlicher Besetzung, inklusive dem Neosüdkoreaner Alfred Harth. Neben Eric Dolphy, von dem ‚Out To
Lunch‘, ‚Straight Up And Down‘ und ‚Hat And Beard‘ (Vol.1) sowie
‚Something Sweet, Something Tender‘ in einer ganz schwebenden und
‚Gazzelloni‘ in einer enorm fetzigen Version erklingen (Vol.2), ist
Yamashita Takeo (1930-2005), ein Komponist von populärer TV-Musik, von
der jedes japanische Kind in den 60ern und frühen 70ern geprägt wurde,
einer der ästhetischen Brennpunkte dieser Konzertreihe, die Yoshihides
musikalischen Werdegang ausfaltet. Yoshihide hatte Yamashita schon mit
Plays the Music of (1999) Tribut gezollt und damit seine
ONJQ-ONJE-ONJO-Lawine ins Rollen gebracht. Dolphys Jazz, dem er in
Jazz-Kaffeehäusern gelauscht und dafür Schule und Studium geschwänzt
hatte, und die unbewusster eingelagerten TV-Soundtracks waren für
Yoshihide nicht nur prägend, sie öffneten ihm auch Auswege aus dem
Zwiespalt zwischen dem New-Directions-Gitarristen Takayanagi Masayuki
als lähmendem Übervater und dem Gefühl, ihn ‚verraten‘ zu haben, erst
durch Ground-Zero, dann, nun auch Ground-Zeros überdrüssig, durch
onkyo. Yamashita öffnet einen Zugang für poppiges oder ätherisches Easy
Listening (‚Playgirl BGM‘‚ ‚Super Jetter‘), für kayokyoku, japanische
Schlagermusik (‚Lost In The Rain‘) und trashige Action (‚Lupin The
Third/Afro Lupin ‘68‘). Kahimi Karies Stimme ist eine Hauptzutat in
Yoshihides Metafusion seiner musikalischen Erfahrungen und Vorlieben,
Elektronik eine zweite, vertreten durch Sachiko M (sinewaves) und Unami
Taku (computer), furiose Bläser die dritte (Alfred Harth, Tsugami
Kenta, Okura Masahiko) und akustische Finessen eine vierte (Vibraphon,
Sho), wobei in Tokyo für die sublimen ‚Command‘-Performances ein ganzes
Bündel von Strings das Orchestra verstärkte. Mit dem Abgleich der
beiden prachtvollen Versionen des Medleys ‚Mayonaka no Shizukana Kuroi
no Ue ni / Ukabiagaru Shiroi Yuri no Hana‘ könnte man Wochen zubringen.
Wollte man ONJO überblenden mit der Territory Band, dem Brötzmann
Chicago Tentet oder den Bigbands von Satoko Fujii, dann sind die Vocals
ein Surplus, die statt durch japanischen Exotismus mit französischem
Charme becircen. Mehr noch aber macht der Anklang von Legrand und
Mancini, das Ausschweifen in Sweetness, der schwelgerische Duktus von
Jim O‘Rourkes selig machendem ‚Eureka‘ als gehauchtem Chanson und
Yoshihides eigenem ‚Climbers High Opening‘, seinen Synkretismus so
attraktiv, so einnehmend. Wie Posaune und Sho die Berliner Version von
Yamashitas ‚Namida kara Ashita e‘ einleiten und dazu Morricone-Singsang
ertönt, den erst Kentas Alto, dann Harths Tenorsax bluesig
weiterspinnen zu Spacewhispers aus drei Frauenkehlen, das ist freiweg
herzensbrecherisch. Mit elastischen Bändern hält Yoshihides
Arrangierkunst eine Balance zwischen stimmungsmalerischer Impression
und expressiven, maximalistischen Momenten, der kompositorischen
Thematik und der Erfindungskraft seiner Mitmusiker, die Jazz als
Universalsprache der Gefühle wie ihre Muttersprache sprechen.
Yoshihides Agenda richtet sich, ähnlich wie bei Ken Vandermark, darauf,
mit seiner Musik nicht hehren Zielen zu dienen, und seien es so
ehrenwerte wie der Protest gegen Unterdrückung und Krieg, sondern
Wurzeln im Alltag zu schlagen, nah zu sein an den Dingen des Lebens,
Essen, Trinken, Feierabend. Wo er politisch steht, zeigt Yoshihide mit
der Spoken-Word-Version von Victor Jaras ‚Te recuerdo Amanda‘ und
Charlie Hadens ‚Song for Ché‘; wie man Energie bündelt mit dem mit
7-fachen Electronics forcierten donnergöttlichen ‚ANODEONJO‘ (Vol.2).
Mit dem Ayleresken ‚Climbers High Ending‘ endet ONJO als ausgelassene
Funeral Band, die sich und allen in Hörweite die Hochgenüsse von
Schlaraffenland gönnt - HIER und JETZT.
[ba 56 rbd]
Lunch‘, ‚Straight Up And Down‘ und ‚Hat And Beard‘ (Vol.1) sowie
‚Something Sweet, Something Tender‘ in einer ganz schwebenden und
‚Gazzelloni‘ in einer enorm fetzigen Version erklingen (Vol.2), ist
Yamashita Takeo (1930-2005), ein Komponist von populärer TV-Musik, von
der jedes japanische Kind in den 60ern und frühen 70ern geprägt wurde,
einer der ästhetischen Brennpunkte dieser Konzertreihe, die Yoshihides
musikalischen Werdegang ausfaltet. Yoshihide hatte Yamashita schon mit
Plays the Music of (1999) Tribut gezollt und damit seine
ONJQ-ONJE-ONJO-Lawine ins Rollen gebracht. Dolphys Jazz, dem er in
Jazz-Kaffeehäusern gelauscht und dafür Schule und Studium geschwänzt
hatte, und die unbewusster eingelagerten TV-Soundtracks waren für
Yoshihide nicht nur prägend, sie öffneten ihm auch Auswege aus dem
Zwiespalt zwischen dem New-Directions-Gitarristen Takayanagi Masayuki
als lähmendem Übervater und dem Gefühl, ihn ‚verraten‘ zu haben, erst
durch Ground-Zero, dann, nun auch Ground-Zeros überdrüssig, durch
onkyo. Yamashita öffnet einen Zugang für poppiges oder ätherisches Easy
Listening (‚Playgirl BGM‘‚ ‚Super Jetter‘), für kayokyoku, japanische
Schlagermusik (‚Lost In The Rain‘) und trashige Action (‚Lupin The
Third/Afro Lupin ‘68‘). Kahimi Karies Stimme ist eine Hauptzutat in
Yoshihides Metafusion seiner musikalischen Erfahrungen und Vorlieben,
Elektronik eine zweite, vertreten durch Sachiko M (sinewaves) und Unami
Taku (computer), furiose Bläser die dritte (Alfred Harth, Tsugami
Kenta, Okura Masahiko) und akustische Finessen eine vierte (Vibraphon,
Sho), wobei in Tokyo für die sublimen ‚Command‘-Performances ein ganzes
Bündel von Strings das Orchestra verstärkte. Mit dem Abgleich der
beiden prachtvollen Versionen des Medleys ‚Mayonaka no Shizukana Kuroi
no Ue ni / Ukabiagaru Shiroi Yuri no Hana‘ könnte man Wochen zubringen.
Wollte man ONJO überblenden mit der Territory Band, dem Brötzmann
Chicago Tentet oder den Bigbands von Satoko Fujii, dann sind die Vocals
ein Surplus, die statt durch japanischen Exotismus mit französischem
Charme becircen. Mehr noch aber macht der Anklang von Legrand und
Mancini, das Ausschweifen in Sweetness, der schwelgerische Duktus von
Jim O‘Rourkes selig machendem ‚Eureka‘ als gehauchtem Chanson und
Yoshihides eigenem ‚Climbers High Opening‘, seinen Synkretismus so
attraktiv, so einnehmend. Wie Posaune und Sho die Berliner Version von
Yamashitas ‚Namida kara Ashita e‘ einleiten und dazu Morricone-Singsang
ertönt, den erst Kentas Alto, dann Harths Tenorsax bluesig
weiterspinnen zu Spacewhispers aus drei Frauenkehlen, das ist freiweg
herzensbrecherisch. Mit elastischen Bändern hält Yoshihides
Arrangierkunst eine Balance zwischen stimmungsmalerischer Impression
und expressiven, maximalistischen Momenten, der kompositorischen
Thematik und der Erfindungskraft seiner Mitmusiker, die Jazz als
Universalsprache der Gefühle wie ihre Muttersprache sprechen.
Yoshihides Agenda richtet sich, ähnlich wie bei Ken Vandermark, darauf,
mit seiner Musik nicht hehren Zielen zu dienen, und seien es so
ehrenwerte wie der Protest gegen Unterdrückung und Krieg, sondern
Wurzeln im Alltag zu schlagen, nah zu sein an den Dingen des Lebens,
Essen, Trinken, Feierabend. Wo er politisch steht, zeigt Yoshihide mit
der Spoken-Word-Version von Victor Jaras ‚Te recuerdo Amanda‘ und
Charlie Hadens ‚Song for Ché‘; wie man Energie bündelt mit dem mit
7-fachen Electronics forcierten donnergöttlichen ‚ANODEONJO‘ (Vol.2).
Mit dem Ayleresken ‚Climbers High Ending‘ endet ONJO als ausgelassene
Funeral Band, die sich und allen in Hörweite die Hochgenüsse von
Schlaraffenland gönnt - HIER und JETZT.
[ba 56 rbd]
Out To Lunch - OTOMO YOSHIHIDE‘S NEW JAZZ ORCHESTRA (Doubt Music,dmf 108)
Der Bezug ist klar, Eric Dolphys Blue-Note-Klassiker, 1964
verewigt mit Freddie Hubbard, Bobby Hutcherson, Richard Davis und Tony
Williams. ONJO spielte 41 Jahre später eine komplette Neufassung ein,
zu der Otomo angeregt wurde durch Erinnerungen an die Jazzaficionados
Tonoyama Taiji & Shimizu Toshihiko und an seine eigenen frühen Jahre
als Jazzkellerassel Ende der 70er/Anfang der 80er. Für die Neufassung
stand ihm statt seinem Quintett mit Mizutani Hiroaki am Bass und
Yoshigaki Yasuhiro an den Drums ein ganzes internationales Ensemble zur
Verfügung mit Axel Dörner (tp), Alfred Harth (bass-clarinet, tenor
sax), Mats Gustafsson (baritone sax), Cor Fuhler (piano) und Takara
Kumiko (vibraphone), weiteren Saxophons, Posaune, Sho und Electronics.
Der Auftakter ‚Hat And Beard‘ mit seinem markanten Head - die Revision
folgt übrigens der Reihenfolge des Originals - stand schon auf dem
Repertoire des ONJQ und schickt Dörner auf die Spuren von Hubbard und
Alfred Harth zeigt hier schon kurz und ausgiebig dann beim
nachfolgenden ‚Something Sweet, Something Tender‘, was für eine
atemberaubende Bassklarinette von freiweg Dolphy‘eskem Zuschnitt er
bläst. Gustafssons Bariton spotzt seine unverwechselbaren Töne und der
Noise, der aus allen Winkeln dieses elektroakustischen Orchesters
glitzert und stichelt, macht den Zeitsprung deutlich, der an Jazz
keineswegs so spurlos vorüber ging wie einem manche weiß machen
möchten. ‚Gazzelloni‘ ist der Fetzer des Sets, komprimierter Jazzcore
mit Powerdrums, Otomos Last-Exit-Gitarre, heiß laufenden Electronics
und Over-the-Top-Gebläse, ein Heidenspaß mit Dr. Umezu-Schmauchspur!
Beim Titelstück kehrt sich, während die Oberfläche noch zivilisiert
swingt, mehr und mehr das Innerste nach außen, Bass und Vibraphon
walken stoisch der Nase nach, und der Rest der Truppe probt die
kakophone Himmelfahrt mit dem Diabolus in musica als Leader of the
Pack. Was uns zu ‚Straight Up And Down‘ bringt, von Otomo mit ‚Will Be
Back‘ auf gut 27 Min. gestreckt. Aus dem prächtigen Hornarrangement
entfaltet sich eine Demonstration dessen, was ‚Jazz‘ nach dem Tod von
Jazz anstellen kann, wenn er sich nicht postmodern und epigonal
schniegelt, sondern verbündet mit Dröhnelektronik, unkastrierter Musica
Nova und neo- und metafreier Energie, die Stille konsequent mit
einschließt. Das ist dann schon auch ein Härtetest für Gemüter, die
gern Erfahrung mit Spektakel verwechseln. Ob Dolphy selbst mit einer
derartigen ‚Outness‘ klar gekommen wäre oder sich lieber mit einem ‚Out
to Lunch‘ verdrückt hätte? Manche versuchen auf Riesen zu reiten,
andere kriechen ihnen zu Füßen. Otomo dagegen würde Meister Kaios
Wohlgefallen finden.
[ba 50 rbd]
verewigt mit Freddie Hubbard, Bobby Hutcherson, Richard Davis und Tony
Williams. ONJO spielte 41 Jahre später eine komplette Neufassung ein,
zu der Otomo angeregt wurde durch Erinnerungen an die Jazzaficionados
Tonoyama Taiji & Shimizu Toshihiko und an seine eigenen frühen Jahre
als Jazzkellerassel Ende der 70er/Anfang der 80er. Für die Neufassung
stand ihm statt seinem Quintett mit Mizutani Hiroaki am Bass und
Yoshigaki Yasuhiro an den Drums ein ganzes internationales Ensemble zur
Verfügung mit Axel Dörner (tp), Alfred Harth (bass-clarinet, tenor
sax), Mats Gustafsson (baritone sax), Cor Fuhler (piano) und Takara
Kumiko (vibraphone), weiteren Saxophons, Posaune, Sho und Electronics.
Der Auftakter ‚Hat And Beard‘ mit seinem markanten Head - die Revision
folgt übrigens der Reihenfolge des Originals - stand schon auf dem
Repertoire des ONJQ und schickt Dörner auf die Spuren von Hubbard und
Alfred Harth zeigt hier schon kurz und ausgiebig dann beim
nachfolgenden ‚Something Sweet, Something Tender‘, was für eine
atemberaubende Bassklarinette von freiweg Dolphy‘eskem Zuschnitt er
bläst. Gustafssons Bariton spotzt seine unverwechselbaren Töne und der
Noise, der aus allen Winkeln dieses elektroakustischen Orchesters
glitzert und stichelt, macht den Zeitsprung deutlich, der an Jazz
keineswegs so spurlos vorüber ging wie einem manche weiß machen
möchten. ‚Gazzelloni‘ ist der Fetzer des Sets, komprimierter Jazzcore
mit Powerdrums, Otomos Last-Exit-Gitarre, heiß laufenden Electronics
und Over-the-Top-Gebläse, ein Heidenspaß mit Dr. Umezu-Schmauchspur!
Beim Titelstück kehrt sich, während die Oberfläche noch zivilisiert
swingt, mehr und mehr das Innerste nach außen, Bass und Vibraphon
walken stoisch der Nase nach, und der Rest der Truppe probt die
kakophone Himmelfahrt mit dem Diabolus in musica als Leader of the
Pack. Was uns zu ‚Straight Up And Down‘ bringt, von Otomo mit ‚Will Be
Back‘ auf gut 27 Min. gestreckt. Aus dem prächtigen Hornarrangement
entfaltet sich eine Demonstration dessen, was ‚Jazz‘ nach dem Tod von
Jazz anstellen kann, wenn er sich nicht postmodern und epigonal
schniegelt, sondern verbündet mit Dröhnelektronik, unkastrierter Musica
Nova und neo- und metafreier Energie, die Stille konsequent mit
einschließt. Das ist dann schon auch ein Härtetest für Gemüter, die
gern Erfahrung mit Spektakel verwechseln. Ob Dolphy selbst mit einer
derartigen ‚Outness‘ klar gekommen wäre oder sich lieber mit einem ‚Out
to Lunch‘ verdrückt hätte? Manche versuchen auf Riesen zu reiten,
andere kriechen ihnen zu Füßen. Otomo dagegen würde Meister Kaios
Wohlgefallen finden.
[ba 50 rbd]
waxwebwind@ebroadway - Trio Viriditas (Clean Feed 003)
Endlich mal eine Wiederbegegnung mit Alfred Harth (saxophone, clarinet), wenn auch weitab meiner Reminiszensen an Cassiber, Goebbels/Harth oder Gestalt Et Jive.
Hier sind seine Partner der Altmeister Wilber Morris am Kontrabass und der vielseitige Kevin Norton an Vibraphon und Percussion, der bekannt dafür ist, sich Herausforderungen abseits der Konvention zu stellen, etwa mit Anthony Braxton, George Cartwright, Nick Didkowsky, Mark Dresser, James Emery oder Philip Johnston. Hier bestand seine Herausforderung darin, zu Harths wie eh und je gefühlsinnigen, sonoren Archie-Sheppismen, mit denen er jeden Raum auf die Größe seines als 23 verschlüsselten 'Egos', was etwa der Dimension des Planeten Kohutek entspricht, aufzublasen versteht, ein agiles Gegengewicht und gleichzeitig einen swingenden Resonanzboden zu stellen. Harth ist ein unübertroffen lyrischer Melancholiker, der bei den langsamen Stücken einen Ton findet, so mürbe wie Ben Webster, aber ganz ohne Vibrato, und so süß wie türkisches Konfekt. Selbst bei den freien, geräuschhafteren Exkursionen bringt er noch eine Klezmerintensität unter, weiß der Teufel (der weiß es freilich genau), warum ihm nicht die Jazzwelt zu Füßen liegt.
[Bad Alchemy, ba 40 rbd]
Hier sind seine Partner der Altmeister Wilber Morris am Kontrabass und der vielseitige Kevin Norton an Vibraphon und Percussion, der bekannt dafür ist, sich Herausforderungen abseits der Konvention zu stellen, etwa mit Anthony Braxton, George Cartwright, Nick Didkowsky, Mark Dresser, James Emery oder Philip Johnston. Hier bestand seine Herausforderung darin, zu Harths wie eh und je gefühlsinnigen, sonoren Archie-Sheppismen, mit denen er jeden Raum auf die Größe seines als 23 verschlüsselten 'Egos', was etwa der Dimension des Planeten Kohutek entspricht, aufzublasen versteht, ein agiles Gegengewicht und gleichzeitig einen swingenden Resonanzboden zu stellen. Harth ist ein unübertroffen lyrischer Melancholiker, der bei den langsamen Stücken einen Ton findet, so mürbe wie Ben Webster, aber ganz ohne Vibrato, und so süß wie türkisches Konfekt. Selbst bei den freien, geräuschhafteren Exkursionen bringt er noch eine Klezmerintensität unter, weiß der Teufel (der weiß es freilich genau), warum ihm nicht die Jazzwelt zu Füßen liegt.
[Bad Alchemy, ba 40 rbd]
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