Mit der Eichel aus dem Stadtwappen wird in Stellenbosch die Post gestempelt. Der Musik, die am 16.9.2014 in der Fismer Hall der dortigen Universität entstand, drücken zu Beginn Harths eindringliche Reeds den Stempel auf, dazu asiatische Frauen- und Babystimmen, die Stone verhackstückt, so dass sich gezogene mit flattrigen Klängen mischen. Das zweite Duett ist gleich durch Laptop, Kaoss Pad und zur Unkenntlichkeit verdünnte Samples bestimmt, die beidseitigen Schnipsel häufen sich, auch Stimmen geistern wieder zwischen elektroperkussiven Krakeln und Delayschnörkeln, eine Pipa gerät mit in den Strudel. Harths Saxophon kirrt wie eine Affenmutter, die eine Cheetah wittert. Der Klangstrom schleift und malt und wirft dabei Späne ab. Mit solchen zuckenden, kleinen Kaskaden hebt 'Overberg' an, Laute verschwinden in Luftlöchern und einem trägen Mahlstrom, der sprudelnd Pianogeklimper und Fetzen einer Männerstimme verrührt oder knarrend verlangsamt. Ein schriller Pfeifton pulsiert drüber weg, etwas Zitherähnliches federt, Harth bläst spuckig und elegisch. Gezogene Sirenenwellen und immer wieder Loops erzeugen Schichtungen und eine, wenn man das so sagen kann, undurchsichtige Durchlässigkeit. Mit Fetzen einer chinesischen Oper ist man dann schon bei 'Klein Karoo', wieder auch mit Stimm- und Pianofitzeln und einer Saxophonimprovisation mit viel Feeling und Intensität wie schon ganz am Anfang bei 'Constantia', wobei sich das Saxophon jetzt aufspaltet zu rückwärts oder sonstwie eierndem, balladesk flötendem Frauengesang. Alles mischt und mengt sich und fließt halluzinatorisch durch einen durch, mit fernöstlichen Anmutungen marmorisiert. Die seltsam verunklarte Strömung und die Temposchwankungen lassen einen taumeln und schwimmen und staunen wie bei einer Peepshow in Hieronymus Boschs Lustgarten (die musikalische Hölle droht hier jedenfalls nicht).
[BA 86 rbd]
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