Als The Expats (KSE # 233) ist ein Konzert eingefangen, das SAM BENNETT, ALFRED 23 HARTH, CARL STONE & KAZUHISA UCHIHASHI 2010 im Superdeluxe in Tokyo zusammenführte. Mit Gadgets, Diddley & Mouth Bow, Reeds, Kaoss Pad & Dojirak, Computer & Max/MSP bzw. E-Gitarre & Daxophon sowie Samples & Stimmen improvisieren die Vier fern der Heimat einen dicht gewobenen Zauberteppich elektroakustischer Sonic Fiction, der die Imagination über exotistische Horizonte hinaus in weiße Felder der Hirnforschung befördert. Ob dabei mystifizierende Verschleierung oder aufklärendes Transparentmachen die größere oder reizvollere Rolle spielen, wage ich nicht zu entscheiden. Babygebabbel legt eine kindlich spielerische Annäherung an diesen Klangdschungel nahe, der bei aller sinnverwirrenden Undurchdringlichkeit durchaus auch mit harmonischen Ingredienzen inmitten von videospielerischer und freiweg xenophoner Phantastik aufwartet. Die Fülle der dabei doch meist leichten und flüchtigen, wenn auch nicht immer leicht zu identifizierenden Klänge überwältigt, wobei im dritten Anlauf auch saxophonistisches Feuer ins Spiel kommt. Free Jazz ist jedoch allenfalls ein Urahn dieser Seltsamkeiten, die mit surrealen Verformungen, pataphysischer Percussion und vokaler Absurdität letztlich nur von einem Wort halbwegs getroffen werden: 'alien'. File under X. Wobei dieses X auffallend komische Züge trägt, wenn man zu 'komisch' auch kurios, eigenartig, merkwürdig und fantastisch mitdenkt. Der mit 'alien' überschriebene vierte Teil setzt mit Madrigalgesang ein, der perkussive und dröhnende Verwerfungen nach sich zieht, aber auch zartes Saitengeplinke und sanfte Tenorsaxträumerei, der aber schon wieder stachlige Gitarrenloops in die Seite fahren. Aber vielleicht ist das Alles nur die mit Expat-Ohren gehörte Quersumme asiatischer Normalität.
In Bad Alchemy 77 by Rigobert Dittmann
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