Mit LAUB (LP M16, CD-R) setzt ALFRED 23 HARTH seine elektroakustischen, radiophonen Collagen über das Audiotop Korea fort. Ich nenne das einfach mal ‚Verdichtungen‘, Zwitter aus Poesie und Schichtung, Pressung. Tatsächlich ist ein Liebesgedicht eingemischt in das Roaratorio aus Straßenlärm, Gesängen, Gekläff einer Hundefarm. Melancholisches Gezupfe, das sich gegen den Zeitlauf sträubt, und ein schwindelerregend hoher Strington illustrieren einen Zustand der ‚Nonunhappiness‘, das ich mir als wunschloses Unglück besser vorstellen kann denn als stoisches Gleichgewicht. Jazzsaxophon mischt sich mit Bahnhofsatmosphäre, ein Basslauf wird überrauscht, überquäkt, und aus einem ‚Domestic Stories Remix‘ sticht die Stimme von Dagmar Krause heraus. Die hohen Strings mischen sich mit brodeligem Gewummer oder krümpeliger Klarinette, Spielautomatengeballer und ein schleifender Loop mit Yun Isangs ‚Piri‘-Klarinette, Wind, Stimmengewirr, elektronischem Gejaule, geisterhaft fernem Gesang, Kampfgeschrei aus einem Eastern. Nichts ist exklusiv in diesem urban-medialen Mix, der in einem Dreamscape ausläuft, den, inmitten aller Unklarheit mit ihrem unruhigen Eigenleben, Klarinettentristesse umflort, wie mit schwarzen Lippen geblasen. Harth hat weit offene Tagtraumaugen und Ohren für absurde und ästhetizistische Züge des Trivialen. Der Alltag selbst ist ein Wildstyle-DJ. LAUB macht das nur deutlich.
In BA 63, Rigobert Dittmann
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen