Sich Alfred 23 Harths Fotostream auf
flickr anzuschauen, ist zum schwindlig werden. Die Namen seiner
künstlerischen Partner würden allein schon ein dickes Telefonbuch füllen. In
seine späte Frankfurter Phase, als er etwa mit Imperial Hot / Hoot oder Uwe
Oberg musizierte und bei Recout und Blue Noises publizierte, fällt auch das
Zusammenspiel mit Peter Kowald. Das führte die beiden 1999 gemeinsam mit Xu
Fengxia sogar nach Moskau, aber zeitigte zuvor diese Studiosession, bei der
Harth sich multiinstrumental voll entfaltete, um Kowalds brummelnde, hummelnde
Bassstriche zu umschwärmen. Dessen Spannweite, von knorrigem Sägen über
federndes Plonken bis zu cellofeinem Wimmern, kommt er mit seinem Vollspektrum
von Kontrabassklarinette über Alt- und Tenorsax bis zu Flöte mit offenen Armen
entgegen. Mit einer dem Klangspektrum entsprechenden Gefühlsskala von
klezmeresker Wehmut bis zu komischen Lauten, die er einer Trompete oder
Maultrommel entlockt oder durch ein bloßes Mundstück furzelt, während Kowald
fiedelt und flirrt, als wäre sein Kontrabass eine der Schwerkraft spottende
Ballerina. Wie Harth da mit Saxophonspaltklängen und -trillern oder gepressten
Trompetenschmierern Luftschlangen in schillernden Farben kalligraphiert, wie er
mit Lockpfeifen Kobolde anlockt und sie mit Pfiffen zu dressieren versucht, wie
er, vom Bass umjault, krimskramst und kinderbelustigend ulkt, lässt sich nur
lächelnd quittieren. Kowald macht mit kehligem Geraune den Schamanen, er macht
den Brummbären, vor dem das Saxophon erschaudert. Seinen Joggergroove umbläst
Harth verboten arabesk, das nächste und übernächste Gerubbel untergräbt er im
urigen Kontrabassregister, wobei er ab und an balzend aufheult. Er bleibt auch
ganz tief unten, wenn Kowald die Saiten mit den Fingern bassig schnarren, wenig
später aber auch wieder spitz schillern und stöhnen lässt. So down und out und
katzenjammerbluesig klingt es aus. Einer wie ich, der gern im Dunkeln lacht,
lächelt da erst recht. [BA 81 rbd]