Kernstück dieser wie koreanischer grüner Tee aufgeschäumten Musik ist eine Session von Alfred Harth, Wolfgang Seidel & Fabrizio Spera am 13.11.2015 in Wedding. Die freilich nicht denkbar wäre ohne das Hintergrundrauschen von Seidels 'Total Freier Musik' mit Conrad Schnitzler und Harths 'herrschaftsfreier Musik' mit Just Music, das bereits Anfang der 80er schon mal zusammengerauscht ist, als Harth mit Seidels Populäre Mechanik improvisierte. Vermittelt wurde das durch eine Beuys-Connection von Schnitzler und Harth, der 25 Jahre später sein Projekt mit Spera wiederum mit Beuys-Spirit 7k Oaks taufte. Virtuell waren Harth & Seidel sich bereits für "Five Eyes" (Moloko+, 2014) wieder nahegekommen, diesmal also von Angesicht zu Angesicht. Allerdings mit massiver Nachbereitung des Sessionmaterials im Harths Seouler Laubhuette. Insbesondere infiltrierte es den Sound seiner Saxophone, von Seidels Buchla, Vibes und präparierter Gitarre und die von Speras Drumming verdichtete Percussion mit Zuspielungen von Nicole van den Plas, seiner Partnerin einst in E.M.T. Deren schamanistischer Singsang, ihre Pfeifen, Piano und Daumenklavier, dazu Gekrabbel auf Zither und Balalaika bohren zusammen mit Harths Dojirak ins kirrende und brodelnde Delirium ein Wurmloch bis ins indische Oudh. Durch das quoll die phantastische Geschichte der Begum Wilayat Mahal, die sich mit zerstoßenen Diamanten im Malcha Mahal das Leben nahm, und inspirierte zu den Titeln. Ähnlich weird, wenn nicht noch bizarrer und überwirklicher ist der akustische Gegenentwurf zu Sinn und Form, Maß und Ziel, Ersatzausdrücke: anarchisch, polymorph-pervers, unsystematisch offen, honigplastisch. Harths Laubhuettenästhetik bis hin zu "Kepler 452b Edition" (auf Kendra Steiner) ist eine Explikation dieser unbedingten Freiheit. Sein Tenorclash mit Seidels Buchla ist ein Triumph, aber wie van den Plas den Hexenbesen schwingt und was die sieben Spatzen unter ihrem Dutt da treiben, das setzt noch einige Zacken obendrauf.
[BA 92 rbd]
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